Leben und Wirken

des Gunthers
Lebensweg

Gunther als Person

Lebensweg

Aus unbekannten Gründen entsagte Gunther (*955 n. Chr.), Spross eines thüringischen Adelsgeschlechts, mit 50 Jahren dem weltlichen Leben und trat in die Benediktinerabtei Hersfeld ein. Durch den Einfluss seines väterlichen Freundes, des Abtes Godehard, kam er in das Kloster Niederaltaich. Der mittlere Teil des Bayerischen Waldes war zu jener Zeit noch weitestgehend unerschlossen. Man betraute Gunther mit dessen Rodung und Besiedelung.
1011 gründete er den Ort Rinchnach, der Ausgangspunkt für zahlreiche Exkursionen in den Bayerischen und Böhmerwald wurde. Als Missionar reiste er bis in die heutige Slowakei. Gegen Ende seines Lebens zog sich Gunther als Einsiedler in die Wälder um Dobrá Voda zurück. Seine sterblichen Überreste liegen im ältesten böhmischen Benediktinerkloster Břevnov in Prag.

Ein Kind des Adels

Gunther wurde im Jahr 955 in Thüringen, als Sohn der Grafenfamilie von Schwarzburg-Käfernburg geboren. Er wurde in den ritterlichen Tugenden sowie dem Waffengebrauch geschult und beherrschte von Kindheit an die slawische Sprache, da in seiner Grafschaft viele slawische Untertanen lebten. Zeit seines Lebens genoss Gunther die Vorzüge des Adelsstandes.

Lebenswandel – Vom Grafen zum Mönch

Umso überraschender war sein Lebenswandel im reifen Alter von etwa 50 Jahren: Er entsagte dem weltlichen Leben und entschloss sich künftig für ein christlich orientiertes Leben als Mönch. 1006 trat er dem Benediktinerorden im Kloster Niederaltaich bei. Die Gemeinschaft stand in hoher Blüte: Die Mönche arbeiteten einerseits an der Rodung der umliegenden Wälder, anderseits an der Verbreitung der christlichen Lehren.

In der Einsamkeit zu Gott

Doch bereits nach wenigen Jahren in der Ordensgemeinschaft verspürte Gunther einen inneren Ruf: Er wollte die Nähe Gottes in der Einsamkeit der Natur noch intensiver erleben. Mit der Zustimmung des Abtes, errichtete Gunther 1008 seine erste Einsiedlerklause am Ranzinger Berg bei Lalling. Die Ruhe währte nur kurz und der geschätzte Mönch wurde immer häufiger von Gläubigen aufgesucht, die sich durch einen Zuspruch Seelenheil erhofften.

So zog sich Gunther 1011 noch weiter in den damals unbesiedelten Wald zurück. In Gehmannsberg bei Rinchnach errichtete er am Berghang des Frauenbrünnls seine neue Zelle. Versorgt wurde er in der Einsamkeit von seinen Ordensbrüdern aus Niederaltaich, die ihm regelmäßig Verpflegung brachten. Diese Abhängigkeit wurde ihm in einem harten Winter zum Verhängnis: Die Verbindung zum Kloster war aufgrund der vielen Schneemassen abgeschnitten. Gunther kämpfte mit dem Hungertod und erst nach über einer Woche konnten seine Ordensbrüder zu ihm vordringen.

Der Bau des Klosters Rinchnach

Geprägt von den Erfahrungen begann Gunther mit seinen Ordensbrüdern 1012 das Tal zu Roden und den Wald zu kultivieren. Ziel war es, auch in der Einsamkeit der Natur, autark zu sein. Innerhalb weniger Jahre entstand so eine kleine Klostergemeinschaft, die  1019 vom Passauer Bischof Berengar zu Ehren von Johannes des Täufers geweiht wurde. Gunther leitete als gütiger, freundlicher und geschätzter Mönch die Klostergemeinschaft und legte mit der Gründung gleichzeitig den Grundstein für die Besiedlung des Bayerischen Waldes.

Von der Einsamkeit in die Welt

Neben der Leitung des Klosters war Gunther mit politischen Aufgaben vertraut. Er war Berater und Vertrauter von Königen und Kaisern. Auf seinen Reisen in Bayern, Böhmen und Ungarn war er hoch angesehen und agierte als Vermittler zwischen den Nationen. Sicherlich kamen ihm hier seine adlige Abstammung und das Sprachverständnis zu Hilfe.

Rückzug in den Böhmerwald

Am Ende seiner Lebzeiten zog sich Gunther noch weiter in den Nordwald zurück, wo er die letzten Jahre seines Lebens allein und in tiefer Verbindung mit Gott auf einem Berg nahe Dobrá Voda (Gutwasser) verbrachte. Gunther starb dort am 9. Oktober 1045 und wurde in Břevnov begraben.